Die tägliche Erfahrung, etwas Sinnvolles zu tun
Frau Windolf, die Herbstferien sind da und Ihre ersten Wochen am KWA-Bildungszentrum liegen hinter Ihnen. Wie fühlen Sie sich?
Wunderbar! Ich bin sehr freundlich aufgenommen worden - von den Kollegen wie von meinen Schülern. Außerdem mag ich Pfarrkirchen und die niederbayrische Landschaft.
Sie kommen nicht aus Bayern und haben für Ihren Wechsel an das KWA-Bildungszentrum auch Ihren bisherigen Wohnort verlassen.
Ja, ich komme aus der Gegend um Lüneburg, wo ich viele Jahre als Gymnasiallehrerin tätig war. Ich habe in München und Rom studiert. Von daher wohl erklärt sich die Liebe zum Süden... Ich habe mich sehr gefreut, die stellvertretende Leitung der Fachschule für Heilpädagogik am KWA-Bildungszentrum übernehmen zu dürfen und bin dafür gern umgezogen. Nach knapp zwei Monaten fühle ich mich schon rundum wohl.
Auch für Sie, Frau Alles, ist das Unterrichten am KWA-Bildungszentrum neu, nicht wahr?
Mir gefällt das Unterrichten sehr gut! Meine Schüler sind total lieb und auch, wie ich das Gefühl habe, ziemlich interessiert. Für mich ist der Unterricht am KWA-Bildungszentrum außerdem ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft. Denn dadurch, dass ich die Möglichkeit bekomme, hier zu unterrichten, kann ich auch prüfen, ob das Studium der Pflegepädagogik, das ich geplant habe, das richtige für mich ist. Bis jetzt sage ich: Ja, auf jeden Fall!
Sie sind noch eine ziemlich junge Lehrerin. Sehen Sie das positiv oder eher ist das eher schwierig?
Anfangs dachte ich, es könnte vielleicht ein Nachteil sein und dass einige Schüler mich aufgrund meines Alters nicht ernst nehmen. So quasi: „Was will mir so eine junge Frau schon von Pflege erzählen?“ Seit meinem ersten Tag im Unterricht weiß ich, dass das eine unbegründete Sorge von mir war… Aktuell sehe ich nur Vorteile darin, denn ich kann so früh schon meine Erfahrungen sammeln und darauf aufbauen. Meine Haupttätigkeit in der Pflege in einer Einrichtung für psychisch Kranke hilft mir dabei natürlich.
Andreas, Du hast neu als Schüler für Heilerziehungspflege begonnen. Warum genau diese Ausbildung?
Ich habe mich für die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger entschieden, weil ich dort meine Talente integrieren kann. Der Beruf ist vielseitig und hat ganz unterschiedliche Möglichkeiten, sich einzubringen. Menschen mit besonderem Bedarf gehören meiner Meinung in die Mitte unserer Gesellschaft und nicht an den Rand. Heilerziehungspfleger (HEP) ist ein Beruf mit Zukunft!
Neben der Ausbildung an der Schule arbeitest Du an drei Tagen in der Woche. Wie geht es Dir mit diesem Wechsel?
Es ist schon eine gewisse Leistungserwartung zu spüren. Aber wenn man sich mal organisiert hat, klappt das sehr gut. Den Wechsel zwischen Schule und Praktikum find ich klasse, weil ich das Gelernte in der Praxis besser verstehen kann.
Auch Du, Johanna, hast neu gestartet. Was gefiel Dir bisher am besten, was am wenigsten?
Eigentlich ist es die gesamte Ausbildung, die mich weiterentwickelt und mir gut gefällt. Dadurch habe ich die Bestätigung, eine richtige Entscheidung getroffen zu haben. Nach den ersten Schulwochen hatten wir einen Naturbegegnungstag. Der Tag war lehrreich, erholsam und gleichzeitig spannend – eine positive Erfahrung! Was mir nicht gefällt? Ich bin natürlich weniger zuhause und sehe meine Kinder und meinen Mann seltener, dadurch benötigt man in seinem Alltag einen straffen Zeitplan und Struktur.
Weißt Du schon, was Du nach der Ausbildung machen möchtest?
Ich arbeite schon einige Jahre in der Einrichtung, wo ich auch jetzt die Ausbildung mache und bin sehr zufrieden und werde nach der Ausbildung dort weiterhin arbeiten.
Wie hast Du Deine Ferien verbracht, Andreas? Hattest Du neben den Ferien auch Urlaub?
Ja, ich hatte Urlaub und habe die Zeit mit meiner Familie verbracht. Naja, ein bisschen Lernen hat allerdings auch dazugehört…
Frau Alles, was erwartet die HEP-SchülerInnen in Ihrem Unterricht nach den Ferien?
Auf jeden Fall mehr praktischer Unterricht im Demoraum, denn über Pflege zu reden ist einfach. Wichtig ist, dass die Pflegebasics praktisch sitzen und man sie auch anwenden kann!
Worauf freust Du Dich nach den Herbstferien, Johanna?
Nach den Herbstferien freu ich mich wieder auf die Schule, meine Klassenkameraden/innen wieder zu sehen und dem Ziel des Abschlusses näherzukommen.
Frau Windolf, ein alter Satz sagt: Wir lernen für das Leben und nicht für die Schule. Können Sie schon sagen, was Sie – abgesehen von Wissen – den SchülerInnen für das Leben mitgeben wollen?
Das ist ja eher eine philosophische Frage. Ich denke, dass die Heilpädagogik als Beruf in ganz besonderer Weise etwas bietet, das vielleicht das Allerwichtigste für ein erfülltes Berufsleben ist: die tägliche Erfahrung der Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns. Es ist mir wichtig, den Schülern genau dies immer wieder bewusst zu machen. Es ist doch großartig, einen Beruf anzustreben, der auf jeden Fall immer und unter allen Umständen sinnvoll und unersetzlich sein wird.
Bildhinweis:
Obere Abbildung: Cornelia Windolf und Vivien Alles, Lehrerinnen am KWA-Bildungszentrum (Quelle: KWA)
Untere Abbildung: Andreas Lindenburger und Johanna Gohla, Schüler am KWA-Bildungszentrum (Quelle: KWA)